BRIMBORIA Kongress – Die subversive Strategie des Fake

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25.03.10

Heute war ich zu Gast im Westwerk, wo die Vorbereitungen für den Brimboria-Kongress in vollem Gange sind. Ein Interview mit den Organisatoren bringt nun Licht ins Dunkle, was es mit der subversiven Strategie des Fake auf sich haben könnte:

BRIMBORIA Kongress – Die subversive Strategie des Fake

ich: Vom 16. bis 18. April findet also der Brimboria-Kongress in Leipzig statt. Dabei behandelt ihr „die subversive Strategie des Fake“. Was genau kann ich mir jetzt darunter vorstellen?

brimboria: Unter dem Label „Brimboria“ beschäftigen wir uns innerhalb von verschiedenen Formaten mit dem Themenfeld „subversive Kunst“. Das meint insbesondere nicht die ausgetretenen Wege zu gehen, eben neuartige, clevere, kreative Aktionen zur Bekanntmachung eigener Interessen und Ideen benutzen, um eine vernünftigere Gesellschaft einzufordern.
Dieses Thema ist für uns äußerst spannend, weil wir in bestimmten künstlerischen Praxen ein geeignetes Mittel sehen, Debatten anzuregen, RezipientInnen zu verstören und anzuturnen. Es ist natürlich auch ein gewisses spielerisches Interesse, Möglichkeiten von Interventionen innerhalb bestehender Verhältnisse zu sammeln und zu erforschen.
Eine bestimmte Praxis, die wir mittlerweile sehr lieb gewonnen haben, ist die Strategie des Fake. Was genau das ist, wie das funktioniert und warum es nötig ist, ist das Thema des ersten BRIMBORIA Kongresses.

ich: Fake – habt ihr keine Angst, dass es da rechtliche Probleme geben wird? Allein die vielen Bilder auf eurer Website erinnern doch stark an bekannte Supermarktketten. Bei dem heutigen Abmahnwahn ist das doch ein gewisses Risiko?

brimboria: Nun ja, innerhalb der bürgerlichen Epoche gehört die Autonomie der Kunst zu einem bestimmenden Element dieser Gesellschaft. Wer sich gegen diesen Wert, den der Freiheit der Kunst, auflehnt, stellt die Gesellschaft als solche in Frage. Was wir persönlich ja ganz super finden, uns aber drauf verlassen, dass es nicht im Interesse von Unternehmen ist - sie würden schließlich selbst subversiv werden, sofern sie unsere künstlerische Freiheit angreifen.

ich: Das klingt ja alles äußerst interessant. Brauche ich denn besondere Vorerfahrung um am Kongress teilnehmen zu können? Also muss ich schon erfolgreicher StreetArtist sein oder werde ich auch als Laie auf meine Kosten kommen können?

brimboria: Die Veranstaltung richtet sich selbstverständlich an alle Interessenten. Wir müssen aber auch klar sagen, dass es sich bei dem Kongress selbst um eine theorielastige Veranstaltung handelt, es ist tatsächlich unser erklärtes Ziel, das Thema „Fake“ auch inhaltlich aufzuarbeiten. Das machen wir aber natürlich auch, weil Theorie unglaublich sexy ist und wir nichtvorhandenes Interesse am Stoff wecken wollen.

ich: Was hat euch dazu bewegt, das Westwerk für eure Veranstaltung zu wählen?

brimboria: So hat es sich ergeben. Unser Ziel war es den Kongress nicht im Süden zu veranstalten. Das liegt einfach daran, dass dort immer alles stattfindet und wir uns auch ein Stück weit aus der Szene heraus begeben wollen, um einfach auch ein breitereres Publikum zu erreichen. Dafür ist der Westen Leipzigs unseres Erachtens eine glückliche Wahl, denn auch hier entwickeln sich seit langer Zeit verschiedenste, hochinteressante Projekte. Wir haben allerdings den Eindruck, dass der Süden und der Westen trotz der geographischen Nähe sozio-kulturell weitgehend voneinander abgeschnitten sind. Das kann und soll und muss sich ändern. Da gibt es noch eine Menge Potential.

ich: Der Kongress findet aber wie angekündigt statt – oder ist das auch ein Fake?

brimboria: Das ist der Urvater der zahlreichen running gags, die sich während der Vorbereitung breit gemacht haben. Daher: Ja, tatsächlich, es ist ein echter Kongress mit echten Menschen.
Allerdings muss man sich auf die eine oder andere Überraschung einstellen, schließlich soll die Geschichte ja nicht völlig ohne Täuschungen über die Bühne gehen. Seid gespannt.

ich: Gut zu wissen. Ich bin auf jeden Fall dabei und wünsche euch, dass der Kongress ein voller Erfolg wird. Die ReferentInnen versprechen zumindest ein sehr attraktives Wochenende.
Möchtet ihr mir oder meinen Lesern noch etwas unheimlich wichtiges mitteilen?

brimboria: Wir können es nicht versprechen, tun es hiermit aber einfach: Der Kongress wird richtig knorke.
Das ganze Teil wird dankenswerterweise durch das EU-Programm „Jugend in Aktion“ gefördert. Dieses Programm ist eine super Sache, die wir natürlich auch deinen Lesern ans Herz legen wollen.

PS: Dieses Interview hat tatsächlich stattgefunden und ist kein Fake.

Dieser Text von Raffael Jesche ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung - 4.0 International Lizenz.